Neulich wurde ich von einem Bekannten darauf angesprochen, was Gamification eigentlich ist. Antworte ich ihm auf diese Frage mit dem Satz, „es ist das Anwenden von spielerischen Elementen auf nichtspielerische Prozesse“, würde ich schnell erkennen, wie sich seine Pupillen zu großen Fragezeichen verformen. Erinnerungen an Donald Duck in seinen besten Zeiten werden wach. Daher versuchte ich es etwas anschaulicher zu erklären. Das Beispiel das ich dafür wähle, ist der Golfsport.
Sofern es meine Zeit zulässt betreibe ich den Golfsport sehr gerne. Mein Freund Carsten Moritz, eingetragener Golfmentor, begeisterte mich vor rund 3 Jahren für diesen Sport. Carsten hat mich mit seiner ganzen Leidenschaft für diesen Sport so gut auf alles vorbereitet, dass bei meiner Platzreife im Golfclub Op de Niep, gar nichts mehr schief gehen konnte. Wie ich heute feststelle, war er mit seinem Werben sehr erfolgreich.
Was wäre gewesen, hätte mich Carsten damals gefragt, ob ich Lust habe, mit ihm acht Kilometer spazieren zu gehen? Ich hätte sehr wahrscheinlich abgelehnt. Mir hätte der Anreiz gefehlt das zu tun. Zudem würde mir persönlich etwas Action fehlen.
Die Gamifizierung des Spaziergangs
Beim Golfen verfolgt man primär das Ziel, einen Ball mit möglichst wenigen Schlägen in ein entferntes Loch zu befördern. Genau das ist zugleich die erste Gamifizierung des Spaziergangs. Wir geben dem Spaziergang einen weiteren Sinn, der vom eigentlichen Vorgang ablenkt, nämlich die acht Kilometer mit den Füßen zurückzulegen. Der Fokus liegt nun nicht mehr auf dem Spaziergang selbst, sondern auf seinen Begleitaktivitäten und Motivationen.
Es ist gar nicht so leicht den kleinen Ball gerade abzuschlagen. Es ist tatsächlich eine große Herausforderung dieses Spiel zu spielen. Eine Golfrunde erstreckt sich über 18 Bahnen. Es ist nicht unüblich, dass man eine Wegstrecke von 7 bis 10 Kilometer dabei zurücklegt. Man muss bedenken, dass man nicht den geradlinigen Weg vom Abschlag zum Loch geht. Zu oft fliegen Bälle abseits der Ideallinie, die einen dazu zwingen Umwege zu gehen. Jede Bahn bietet andere Formen und Herausforderungen. Sogar das Puttingloch wird regelmäßig innerhalb des Greens (Die Zielrasenfläche auf dem sich das Loch befindet) verschoben. Somit wird jedes Mal eine andere Spielspannung erzeugt. Das Wetter ist maßgeblich am Spielverlauf beteiligt und stellt den Spieler immer wieder vor neue Hindernisse. Auch das Material spielt eine wesentliche Rolle. Nicht jeder Schläger ist für jede Ausgangs Situation geeignet. Weiterhin hat man das spielerische Ziel, beim nächsten Mal weniger Schläge zu benötigen, als noch beim Spiel zuvor oder besser als sein Mitspieler zu sein.
Ein Handicap unter 10 ist schon ziemllich gut
Das Handicap stellt eine weitere Gamifizierung meines Spaziergangs dar. Das Handicap beim Golf ist eine Kennzahl, die das ungefähre Spielpotential eines Golfers, zum Zeitpunkt der Messung beschreiben soll. Je niedriger das Handicap ist, desto besser ist der Spieler. Die Motivation vieler Spieler ist es, dass Handicap runter zu spielen.
Soziale Motivation stellt in der Reihe der Gamifizierung den nächsten Aspekt dar. Es handelt sich um eine intrinsische Motivation. Gerne misst man sich im Wettstreit mit anderen. Zusätzlich haftet am Golfsport nach wie vor das gewisse Etwas – etwas Elitäres. Ebenfalls ein Element der Gamifizierung. Dazu muss man aber auch erwähnen, dass der Golfsport in einigen Ländern ein Volkssport ist. Ein Sport den jedermann ausübt. Man muss also differenzieren, an welchem Ort man den Spaziergang gamifizieren möchte.
Man merkt schnell, dass Carsten mich mit der Gamifizierung des Spaziergangs begeistern konnte, acht Kilometer zurückzulegen, oder waren es mehr? Es hat mich an vielen Stellen begeistert und der Sport macht mir auch heute noch sehr viel Spaß.
Ich hoffe das Gamification für Sie nun kein Fremdwort mehr bildet. Gamification ist das Anwenden von spielerischen Elementen auf nichtspielerische Prozesse. Vielleicht denken Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang darüber nach. Sollten Sie nicht gerne laufen, gibt es zum Glück noch den Golfcaddy zum fahren.
[…] gibt aber auch analoge Beispiele für Gamification. Beispielsweise ist der Golfsport gamifiziertes spazieren […]