„Die fetten Jahre …

…sind vorbei – Ihre Erziehungsberechtigten“, so wurde es von Hans Weingartner im gleichnamigen Film mit Daniel Brühl und Julia Jensch postuliert. Ich frage mich, was sind denn die fetten Jahre?

Jahre
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Josef deutete die Träume des Pharaos

Aus dem Alten Testament entstammt die Redewendung der fetten Jahre. Sie leitet sich aus den Träumen des Pharaos ab die Josef deutete. „Aus dem Wasser stiegen sieben schöne, fette Kühe; die weideten im Grase. Und siehe, nach diesen stiegen sieben andere Kühe aus dem Wasser; die waren hässlich und mager und traten neben die Kühe am Ufer des Nils. Und die hässlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen, fetten Kühe.“1 Gleiches geschah in einem Traum mit fetten Ähren. Josef deutete daraus, dass Gott dem Pharao sagen möchte, dass es nun sieben ertragreiche Jahre geben wird, auf die dann sieben dürre Jahre folgen werden. Zeit sich vorzubereiten.

Heute kommt es mir so vor als ob wir eher von fetten als von dürren Jahren sprechen. Richtig ist das die Vergangenheit größtenteils keine Jahre im Überfluss waren. Nehmen wir das Mittelalter und die Rennaisance wo es Krankheiten aber keine fundierte Medizin gab. Antibiotika wurde erst 1877 erkannt.2 Louis Pasteur, der Entdecker vom Antibiotika formulierte den Satz „Leben verhindert Leben“. Bis dahin galt weitestgehend das Recht des Gesünderen bzw. Stärkeren.

Wo Krieg ist, ist Hunger, wo Hunger ist, da ist auch Not und Elend.

Gegen Hunger und Krieg hat aber auch Antibiotika nicht geholfen. Und Kriege gabe es leider schon immer.3 Im 21. Jahrhundert, dass heißt innerhalb dieser 20 Jahre gab es bereits 30 Kriege. 16 davon sind aktiv. Ich befürchte der Trend wird sich nicht ändern. Wo Krieg ist, ist Hunger, wo Hunger ist da ist auch Not und Elend.

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Während und nach dem zweiten Weltkrieg kann man grob geschätzt behaupten, kam die Generation zur Welt, die sich nun allmählich verabschiedet. Und alles darauf folgende benenne ich im Folgenden als WIR. Wir umfasst einige Generationen, wobei der Begriff Generationen noch nicht sehr alt ist.4 Diese Generationen, begrenzt auf den mittleren Westen kennt keinen Hunger. Denn der Bundesrepublik geht es seit dem Krieg aufstrebend gut. Mit Ausnahme vom kalten Krieg (1947-1989) und dem Vietnamkrieg (1955-1975) startete die BRD in relativ ruhige Fahrgewässer. Natürlich traute man dem Frieden noch nicht so ganz. Und auch in den 70er gab es die große Atomkraft nein Danke Bewegung.

Die 68er Bewegung beweist mir, dass man Zeit hatte, sich endlich mit sich selbst zu beschäftigen. Hunger und Krieg war nicht vorhanden oder gedanklich in weite Ferne gerutscht. Das änderte auch der Golfkrieg zwischen dem Iran und Irak von 1980-1988 nicht. Auch wenn man es mit gebührenden Abstand beobachtete, wie die Anderen Krieg führten.

In Jahren von „Ich heirate eine Familie“ kannte man keine Sorgen.

1983 gab es etwas, dass sich auch erst anfühlte wie ein Ding der Anderen. Das HI Virus. Aber es betraf ja nur „Schwule“ nicht den „normalen“ Bundesbürger, somit kein Grund zur Sorge. In Zeiten von „Ich heirate eine Familie“ kannte man keine Sorgen und verdrängte.

Der Jugoslawienkrieg 1991 war da schon etwas näher und doch so Fern. Man hatte neue Feindbilder auf die man zeigen konnte. Hunger und Elend wurde kurzzeitig befürchtet, aber doch nicht ernsthaft genug. Es ging uns doch gut und das konnte der zweite Irakkrieg 2003 auch nicht mehr ändern. Man hatte sich irgendwie auch daran gewöhnt, dass die USA gerne im mittleren Osten Krieg spielt. Und dann kam der Krieg doch nochmal ganz nah. Im September 2011.

Nun haben wir das Jahr 2020. Covid ist das Thema um das sich alles dreht. Vergleichbar mit seinerzeit Pest, Pocken oder spanischer Grippe. Obwohl wir doch so schlau sind. Covid zeigt uns unsere Grenzen auf. Moralisch, Wissenschaftlich wie auch Gesellschaftlich. Sind das nun die dürren Jahre? Haben unsere Pharaos in den fetten Jahren daran gedacht, vorzubeugen?

Sind die fetten Jahre nun vorbei?

Einerseits zeigt sich der Klimawandel immer deutlicher und bald schon, könnten die größten Klimaleugner verstummen. Andererseits bekämpft der Staat Klimaschützer, die sich im Hambacher Forst oder Dannröder Wald für das Klima stark machen. Der Staat schützt damit Leugner und Kohlelobby und befeuert den Klimawandel. Er schleppt sich behäbig zu Kompromissen und die vermeidlich schlauen Denker und Lenker philosophieren über Wirtschaftswachstum und digitalen Fortschritt. Vielleicht wird daher der Klimawandel unser Endgegner, da wir es bereits bei Covid nicht auf einen Konsens schaffen. Vielleicht sorgt er dafür, dass Kriege und Hungersnöte kommen. Die Erde wird sich weiter drehen. Sind die fetten Jahre nun vorbei?

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PS: Sollte der Klimawandel gewinnen werden die Pyramiden des Pharaos wahrscheinlich weiterhin ihre Spitzen in den Wind strecken und unserer Nachwelt als Symbol dienen.

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Literaturverzeichnis:

  1. 1. Buch Mose 41, Bibleserver: https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose41
  2. Antibiotika: https://de.wikipedia.org/wiki/Antibiotikum
  3. Kriege: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kriegen
  4. Generationen: https://www.welt.de/kultur/article193460043/Welche-Generation-bin-ich-68-78-Golf-Zone-Mikro-X-Y-oder-Z.html