Welches Kind hat seinen Eltern noch nicht von seinem Idol vorgeschwärmt und beteuert, auch einmal so werden zu wollen. Ohne es empirisch nachweisen zu wollen, ich denke der Prozentsatz fällt recht hoch auch. Für Kinder und ihre Entwicklung ist es wichtig Vorbilder zu haben. Zeitgleich für Eltern immer das Dilemma, ob es auch gute Vorbilder sind. Große Vorbilder vieler Kinder sind Fußballer wie Christiano Ronaldo oder Lionel Messi. Aber eignet sich Fußball per se als ein „gutes“ Vorbild für mein Kind?

Kinder lieben den Wettstreit mit der Aussicht, als großer Gewinner zu enden. Heroische Gestalten, die jederzeit in epischen Posen in allen Medienkanälen omnipräsent sind. Gleichzeit besticht Fußball durch seine einfachen Regeln und seine Leichtigkeit. Jeder kann es spielen, jeder kann mitreden und der bessere Trainer sein. Zudem können über entsprechende Spielkonsolen Kinder in die Haut des persönlichen Favoriten schlüpfen und ihn quasi digital leben und anschließend auf dem Bolzplatz live nachempfinden. Fußball ist ein Milliarden Geschäft, der wie kaum ein anderer Sport gehypte wird.
Fußball ist aber nicht nur Glanz und Gloria. Und auch mit dieser Seite der Medaille werden Kinder subtil sozialisiert. Damit gemeint sind nicht die großen Skandale von FIFA, UEFA oder DFB. Damit gemeint sind viele Kleinigkeiten, die wöchentlich teils täglich auf Kinder einwirken. Fußball ist mittlerweile sieben Tage die Woche für 24 Stunden erreichbar. Zugegeben für Kinder etwas reduzierter als für Erwachsene jedoch zu einem großen Anteil, wenn man alle Medien mit einbezieht. Da stellt sich die Frage was Kinder durch Fußball außer Kameradschaft, Teamplay und Sportsgeist noch lernen.
Das Spiel ist einfach erklärt, zwei Teams a 11 Personen, ein Ball, um den sich beide Teams streiten, auf einer Wiese mit zwei Toren an jedem Ende der Wiese, von dem jeweils eins der Tore einem Team zugeordnet ist. Jedes Team hat die Aufgabe den Ball öfter in das gegnerische Tor zu befördern als das andere Team. Der Ball darf nicht mit der Hand (zur Hand zählt wahlweise je nach Schiedsrichter der Arm bis inkl. Schulter dazu) berührt werden. Wenn man Fußball absolut gar nicht kennen würde, könnte das Spiel auch ziemlich wüst und grob interpretiert werden. Ganz so ist es aber nicht, den sogenannte „Fouls“ am gegnerischen Spieler sind verboten. Was ein konkretes Foul darstellt ist gar nicht so einfach zu erklären und vor allem wird es je individuellen Schiedsrichter immer etwas anders ausgelegt und gewichtet. Ein Foul gegeben von Schiedsrichter A kann Schiedsrichter B ganz anders bewerten und im schlimmsten Fall kann ein Schiedsrichter A in einem Spiel eine vergleichbare Situation bei Team A anders bewerten als bei Team B. Somit entstehen immer wieder zweifelhafte Entscheidungen, über die man diskutieren und streiten kann. Gerechtigkeit ist in diesem Spiel dementsprechend schwer zu erzielen. Das Recht des besseren Arguments, wie man es aus der Philosophie kennt gibt es auch nicht, denn der Schiedsrichter hat das Sagen und gleicht einem König der Sagen in allen Belangen hat.
Foul ist nicht gleich Foul
Aus einem solches Foul resultiert i.d.R. ein Vorteil für den Gefoulten, ein so genannter Freistoß oder ein 11-Meter. Es liegt also für jeden Spieler nahe, sich foulen zu lassen bzw. bei Körperkontakt so zu tun, als ob man gefoult wurde. Und wenn man das vielleicht nur leichte Foul etwas theatralischer gestaltet, steigt auch die Wahrscheinlichkeit das das Foul vom Schiedsrichter als solches auch erkannt und geahndet wird. Die Realität sieht leider so aus, dass ein Spieler das Foul quasi provoziert und gefoult werden will. Stellt sich die Frage, ist das noch „sportlich“? Oder ist es eher „unsportlich“, wenn man gar nicht gefoult wurde und sich lediglich fallen lässt? Leider reicht es oft nicht aus, wenn man entgegen den erlaubten Spielregeln gefoult wurde und zu Boden geht, sondern der durchschnittliche Fußballprofi zeigt den Kindern wie man regelrecht stirbt.
Ein großartiges Beispiel ist der Profi „Neymar“, der für diese schauspielerische Leistung zu genügen veräppelt wurde. Ja man könnte denke beide Beine sind kompliziert gebrochen, Splitterbruch, nie wieder reparabel, nie wieder Fußball. Sobald der Pfiff des Schiedsrichter ertönt, werden noch ein paar Schweißperlen als Tränen verkauft, aufgestanden und weiter geht es als ob nie etwas gewesen ist. Was lernt ein Kind aus dieser Aktion? „Wir lassen uns hinfallen, jammern und bekommen dafür eine Belohnung, auch wenn gar nichts passiert ist, passt.“
Der Schiedsrichter könnte prinzipiell ein solches Vorgehen ahnden und ein unsportliches Verhalten bestrafen. Ist jedoch keine bewährte Praxis. Die Kinder im Fußballzirkus fallen daher immer öfter, immer schneller und theatralischer. Die Kinder im echten Leben hingegen …? Die machen es nach. Der Schiedsrichter im echten Leben kann heißen, Mama, Papa, Lehrer, Arbeitgeber, Trainer, … .
Fußball könnte ein gutes Vorbild sein
Wäre es nicht genau an dieser Stelle besser, wenn die Vorbilder sich gar nicht absichtlich fallen lassen würden? Wenn Schiedsrichter die Absicht eines Fouls ggf. bestrafen, auch wenn der Spieler nicht theatralisch fällt und sich verletzt? Oder sogar denjenigen bestraft, der ein Foul nur vorspielt? Würde es dem Spiel Fußball nicht dienen, wenn es nicht permanent durch solche Aktionen unterbrochen wird? Würden Spieler nicht sehr viel weniger absichtlich fallen wenn sie merken würden, das sie unter Umständen selbst eine Bestrafung erhalten wenn der Schiedsrichter der Meinung ist, dieses Foul ist nur vorgespielt? Und würden Kinder daraus nicht sehr viel mehr lernen? Sportsgeist, Teamgeist und Fairness.
Fußball, so sagt man, spiegelt die Gesellschaft wieder. Will ich in einer Gesellschaft leben, wo andere so tun, als ob sie von mir unregelmäßig angegangen wurden damit ich eine Bestrafung erlebe? Will ich in einer Gesellschaft leben, wo Richter gleiche Sachverhalte unterschiedlich bewerten und viel schlimmer, anschließend nicht bereit sind darüber erneut in einen Diskurs zu treten? Denn das spiegelt die Gesellschaft „Fußball“ an unsere Kinder. Bereits in den Jugend- und Kindermannschaften der niederen Clubs und Vereine wird das Vorbild „Fussballprofi“ nachgelebt, wie ich meinen fast 10 Jahren als Trainer und Geschäftsführer eines ortsansässigen Fußballclubs erleben durfte. Und es wird in das restliche Leben gerne übertragen.
Den Aspekt der Gewalt im Fußball habe ich bewusst ignoriert. Er hätte diesen Artikel in seiner Länge gesprengt, wurde bereits zu genügen von vielen anderen besprochen. Das Prinzip dahinter ist aber identisch. Es gibt Dinge, die vorgelebt werden, von Fußballprofis aber auch von Erwachsenen, Vätern, Müttern, großen Brüdern usw., Kinder leben das nach was man ihnen vormacht. Einfach mal drüber nachdenken.

Meine persönliche Meinung ist, Fussball ist der geilste Mannschaftssport der Welt, wenn man zwei Jacken oder leere Flaschen, zwei Bäume oder Wäschestangen als Tor deklariert, das eine Team in bunten das andere einfarbig oder ohne Oberteil auf einer großen wilden Wiese spielt. Dann ist Fußball noch Fußball.
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