Die Psychologin und Sozialwissenschaftlerin Ariadne von Schirach sagt, dass wir in der jetzigen Zeit in einer psychotischen Gesellschaft leben. Diese Aussage hat mich begleitend zu meinem Soziologie Semester an der Fernuni Hagen getriggert und ich möchte auch ein paar Gedanken dazu teilen.

Die oder eine These von Ariadne von Schirach ist, dass Merkmale einer Psychose eines Individuums übertragen werden können, auf die ganze Gesellschaft. Wie ich finde, eine These die sofort einleuchtet und mich persönlich nach etwas Reflektion zu weiteren Gedanken bzw Ursachen dieses Resultats bewegt. Vorweg möchte ich erwähnen, ich habe nicht ihr Buch und auch keine Vorlesung oder Artikel gelesen. Lediglich der Anreißertext von Deutschlandfunk Nova 1 zu einem Podcast hat mich zu diesen Gedanken getriggert.
Kurz ein paar Zeilen zu Ariadne von Schirach 2(*1978) aus München. Sie ist eine Kritikerin und Buchautorin und hat Philosophie, Soziologie und Psychologie studiert. Sie ist Dozentin im Studium Generale der Universität der Künste Berlin 3, an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg4 und an der Donau-Universität Krems5.

Kurz zum Verständnis, warum Ariadne von Schirach von Psychose spricht. Grundlegende gesellschaftliche Dinge funktionieren nicht mehr wie z.B. das Zusammenleben der Generationen oder der unterschiedlichen Klassen, Schichten oder Millieus. Zudem kommen extrem polarisierende Attribute hinzu, die die Gesellschaft in tagesaktuellen Themen zerspalten wie z.B. Politiker, Wirtschaft, Querdenker*innen, Corona-Leugner*innen aber auch diejenigen die Falschaussagen verbreiten. Zu letzteren gehören meiner Meinung nach auch augenscheinilich seriöse Medienhäuser und Zeitungsverlage dazu. Schirach sagt erweiterend dazu, dass Störungen des Ich- und Wir-Erlebens entstünden und bezieht sich auf das schier endlose angebot an Medien das der Gesellschaft die Zeit entzieht.
Ich stelle mir nun die Fragen, warum ist unsere Gesellschaft psychotisch, wie kam es dazu und wie können wir das Problem lösen. Ich möchte nun keine wissenschaftliche Arbeit abliefern, dazu fehlt mir aktuell leider die Zeit. Und genau das ist der Punkt, warum ich häufig bei ähnlichen Antworten 6, zu unterschiedlichen Problemstellungen lande. Ich habe keine Zeit. Nicht nur ich habe keine Zeit. Die Gesellschaft hat es auch nicht.
Die Gesellschaft hat keine Zeit
Ich möchte nun nicht pauschal sagen es liegt an den Medien das ich keine Zeit habe. Ich bin Familienvater und habe damit verbunden nicht nur einen Job der mich zeitlich bindet, sondern auch 2 Kinder die Hobbys verfolgen, wofür sie mobilisiert werden müssen. Zudem habe ich selber auch noch Hobbys die etwas Zeit in Anspruch nehmen. Ich kann mir vorstellen das ist nun keine ungewöhnliche Biographie und betrifft durchaus viele Mensmchen mehr als nur mich. Uns fehlt Zeit oder aber, wir nehmen uns keine Zeit.
Damit der Mensch im heutigen Medientsunami überlebt und nicht ertrinkt, benötigt der Mensch Zeit. Zeit zur Reflektion. Zeit um das Erlebte und Konsumierte sacken zu lassen und zu verarbeiten. Zeit um anfallende Entscheidungen zu überdenken. Hat der Mensch diese Zeit nicht oder nimmt er sich diese nicht, haben Blockbuster Medien leichtes Spiel Individuen auf falsche Wege zu führen. Schnell werden wichtige gesellschaftliche oder politische Angelegenheiten falsch verstanden und man tappt Scharlatanen diverser Hintergründe in die Falle. Beispiele darf sich hier jeder alleine aussuchen. Ich habe doch keine Zeit.
Mal angenommen wir hätten mehr Zeit, wäre es dann anders? Ich wage eine Tendenz abzugeben zu, natürlich wäre etwas anders, aber nicht sehr viel anders. Denn es fehlt ein weiteres Attribut, eine zusätzliche Fähigkeit die wir vielleicht verlernt haben. Die Fähigkeit zu reflektieren und zu argumentieren ist meiner Meinung nach etwas abhanden gekommen oder ist nicht en vogue genug. Man will doch nur leben, konsumieren und in Ruhe gelassen werden. Was interessiert mich da noch die Familie, die Nachbarn, das Dorf in dem ich wohne und lebe… Und somit fällt es zunehmend schwerer komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge zu reflektieren, zu verstehen und ggf. zu bewerten in Form von eigenen Aussagen und Meinungsbildungen.
Ohne nun zu weit in die Materie zu versinken, zeigen ich an dieser Stelle gerne in Richtung unserer allgemeinen Bildung. Ich zeige auf Schulen und Weiterbildungsanbieter und ebenso auf Unternehmen, die eine Fürsorgepflicht besitzen gegenüber ihren Mitarbeitern und damit verbunden auch gegenüber unserer Gesellschaft.
Wir brauchen mehr Zeit und qualiltativ bessere Reflexion um unsere immer komplexer werdene Gesellschaft mit all ihren Problemen und Problemchen abschätzen und bewerten zu können. Letztendlich hängt der Fortbestand der Menschheit daran.
Literaturverzeichnis:
- Deutschlandfunk Nova: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/krise-die-psychotische-gesellschaft-von-philosophin-ariadne-von-schirach?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE ↩
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ariadne_von_Schirach ↩
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_der_K%C3%BCnste_Berlin ↩
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochschule_f%C3%BCr_bildende_K%C3%BCnste_Hamburg ↩
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_f%C3%BCr_Weiterbildung_Krems ↩
- StefanMelcher: https://stefanmelcher.de/2021/02/die-digitalisierung-verschiebt-raum-und-zeit/ ↩